20. Irseer Pegasus 2018

Vom 05.-07. Januar 2017 fand im Kloster Irsee (Ostallgäu) zum zwanzigsten Mal der mit einem Autorenworkshop kombinierte Literaturwettbewerb "Irseer Pegasus" statt. Aus gut 130 Bewerbungen waren 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgewählt worden, die im Rahmen des Autorenworkshops ihren eingereichten Text (Lyrik, Prosa) in exakt 15 Minuten (Stoppuhr!) vortrugen und 20 Minuten lang (Stoppuhr!) zur Diskussion stellten. Die Texte wurden direkt im Anschluss von der Jury (Sylvia Heudecker, Markus Orths, Nora Bossong) und den 17 Kolleginnenn und Kollegen diskutiert. Ich war eine der Teilnehmerinnen.

Es soll ein kleiner Eindruck gegeben, nicht protokolliert werden, wer was gelesen hat, wie er/sie gefeiert wurde oder eben nicht.

Beschreibungen vom Rande her. Live gezwitschert, hier nun gebündelt.

 

04.01.2018

Wer von weit her anreist, reist besser am Vortag an - und trifft auf niemanden, außer einmal auf den Hausmeister.

 

Diese Nacht allein im Kloster in der Zelle. Es soll Geister geben. Ich werde die Regeln des hl. Benedikt lesen.

05.01.2018

Frühe Nachtruhe. Keine Geister. Zur Regel des hl. Benedikt zählt u.a.: "Nicht murren."

 

Das Wasser im Kloster riecht erdig-moosig. Beim Duschen ein Geschmack von Bucheckern, Kopfnote Chlor. Die Herbs im Mönchsduschgel sind spitzenklasse

 

Heute: blauer Himmel und Sonnenschein,

Ach, lasst das ein gutes Omen sein!

In der Pfarrkirche:

- eine Kanzel als Schiff,

- ich habe den hl. Mathias gesehen (natürlich lesend),

- bester Platz für SchriftstellerInnen.

Per Losentscheid fällt mein Lesetermin auf den 1. Tag (Juchhuh, dann kann ich den größten Teil der Zeit entspannt angehen!), um 19:30 Uhr (Mäh, sind alle müde vom Tag und dem vorangegangenen Abendessen!).

Ich habe den Anfang von "In Bhutan steckt Hut" gelesen. Bei einigen kommt die Sprache gut an (Halleluja, denn darum geht es in erster Linie!), andere vermissen Plot und Dialoge (Ihr müsst - später? - mal weiterlesen. Dies ist KEINE Kurzgeschichte!)

Gar nicht so einfach, öffentlich Lob und Kritik entgegenzunehmen - zumal mit Schweigegebot (die Lesenden dürfen nur am Ende der Diskussion kurz Stellung nehmen).

06.01.2018

12 AutorInnen und 6 Autoren im sonnigen Ostallgäu. Heute ein wenig mehr Kritikbesteck ausgepackt. "Mir gefällt der Text sehr gut, aber ..."

 

Häufigster Satz - neben "Mir gefällt der Text sehr gut, aber ..." - "Da/s würde ich streichen."

 

Ein Drittel der Texte: Lyrik (Bin beeindruckt von der Vielfalt der Stile und der professionellen Rezitationsweise der Vortragenden.)

 

Ist es möglich, dass bei einem Autorentreffen jemand aus einem parallel stattfindenden Seminar abends im Tagungsrestaurant an den Tisch kommt und sagt:

"Sie sind doch die Autoren. Können Sie uns heute Abend nicht was vorlesen?"

"???"

"So zum Einschlafen."

Ja, das ist möglich.

 

07.01.2018

Wie 2017 gewinnen auch in diesem Jahr zwei Autoren den Irseer Pegasus (bei einer Auswahl von 12 Autorinnen : 6 Autoren). Und dann kommt der BR, pickt sich die bunteste Teilnehmerin heraus und macht über sie den Bericht #ganzschönfrech

 

Herzlichen Glückwunsch an Martin Piekar! (Jurypreis)

Herzlichen Glückwunsch an Mario Schlembach! (Autorenpreis)

 

Vor der Preisverleihung hat Florian Höllerer (Leiter des Literarischen Kolloquiums Berlin) einen Vortrag über "Die Lesung im aktuellen Kulturbetrieb" gehalten. Zu erfahren war, dass Charles Dickens einst gewaltige Lesungen vor 2000-2500 Zuhörern gehalten hat (mithilfe eines selbstgebauten Schallapparates), dass für manche AutorInnen die Texte letztlich erst in der Lesung zu ihrer Gestalt finden, dass die Eventisierung von Lesungen mittlerweile wieder auf dem Rückzug ist: "Das Hippste, was man in Berlin derzeit tun kann, ist, einen Autor ohne Moderation aber mit Wasserglas vor das Publikum zu setzen."

 

Es war schön.

 

(Fotos und Textauszüge vom Workshop bzw. Wettbewerb darf ich aus rechtlichen Gründen hier nicht veröffentlichen.)

 

„Das Hippste, was man in Berlin derzeit tun kann, ist, einen Autor ohne Moderation aber mit Wasserglas vor das Publikum zu setzen“...
Weg vom Wasserglas - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Weg-vom-Wasserglas-id43757231.html
„Das Hippste, was man in Berlin derzeit tun kann, ist, einen Autor ohne Moderation aber mit Wasserglas vor das Publikum zu setzen“...
Weg vom Wasserglas - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Weg-vom-Wasserglas-id43757231.html

 

„Das Hippste, was man in Berlin derzeit tun kann, ist, einen Autor ohne Moderation aber mit Wasserglas vor das Publikum zu setzen“...
Weg vom Wasserglas - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Weg-vom-Wasserglas-id43757231.html

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