Bachmannpreis 2017 - „Das süße Glück der Hirngerichteten“

Was es mit dem süßen Glück der Hirngerichteten auf sich hat, werden wir erst am 5. Juli bei der Eröffnung der "41. Tage der deutschsprachigen Literatur" (= Bachmannwettbewerb) erfahren. Der Schriftsteller Franzobel, Bachmannpreisträger aus dem Jahre 1995, hat seine "Klagenfurter Rede zur Literatur" unter besagten Titel gestellt und wird am Eröffnungsabend hoffentlich, nein, gewiss Antwort geben, wer die Hirngerichteten sind und worin ihr süßes Glück besteht. Und noch etwas erfahren wir an diesem Abend, nämlich die Lesereihenfolge, d.h., wann die eingeladenen Autorinnen und Autoren während der Wettbewerbstage (6.-8. Juli 2017) jeweils lesen werden.

 

Auf der heutigen Pressekonferenz im Robert-Musil-Haus in Klagenfurt wurden die Namen der vierzehn AutorInnen bekanntgegeben, die am Wettbewerb um die diesmal insgesamt fünf Preise teilnehmen werden.

Als erster Eindruck kann im Blick auf die Namensliste festgestellt werden:

  • Das Verhältnis von Männer und Frauen ist mit 7:7 exakt ausgewogen.
  • Die Länderverteilung hat sich zugunsten von Österreich verschoben, das nun anteilsmäßig mit Deutschland (in den Vorjahren immer am stärksten repräsentiert) "gleichzieht": Beide Länder sind  jeweils fünfmal als Herkunftsangabe angegeben. Daneben werden in der Rubrik "Nationalitätszugehörigkeit/Wohnort" Serbien, die Schweiz, Frankreich, Italien und die USA genannt (höhere Gesamtzahl aufgrund von Mehrfachnennungen).
  • Das rechnerische Durchschnittsalter der KandidatInnen beträgt 41,43 Jahre. Der jüngste Kandidat ist 25 , der älteste 57 Jahre alt.
    (Zum Vergleich der geschlechts-, länder- und altersspezifischen Aspekte bei den vergangenen Bachmannwettbewerben verweise ich auf meine Auswertung im letztjährigen Überblick.)
  • In den kurzen Biographieangaben werden wieder gerne auch nicht-schriftstellerische Tätigkeiten erwähnt. Dabei ist jedoch weder von Türstehern und Taxifahrern die Rede, sondern von Küchenhilfe, Sozialarbeit, Altenpflege, Fahrradkurier, Nachtwächter, ... Reality rules.
  • Auffällig viele der diesjährig zum Lesen Geladenen kommen vom dramatischen Schreiben her, sind als Theater- oder HörspielautorInnen oder Performer erfahren. Das lässt auf Wettbewerbstexte mit starken Dialogen und gutem Gespür für szenische Arrangements hoffen.

Eine wichtige Neuerung ist, dass der Deutschlandfunk erstmals den gesamten Bachmann-Wettbewerb live im Radio übertragen wird. Doch damit nicht genug. Der Sender hat zudem auch noch einen Preis ausgelobt, den, ... na?..., ja, genau, den "Deutschlandfunk-Preis". Und der ist mit 12.500 Euro genau halb so hoch wie der Hauptpreis und liegt 2.500 Euro über dem bis dato zweithöchsten Kelagpreis. Donnerlittchen!

 

(Eine leicht erweiterte Version dieses Artikels ist auf literaturcafe.de nachzulesen.)

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