Endlich!!!
Brüderle bricht sein Schweigen!!!
Exklusiv in dieser Vorlesung!
Für mich ist es nicht immer angenehm, 67 Jahre alt zu sein, ein Mann und ein Vollblutpolitiker. Das liegt an den Frauen.
Es war vor gut 28 Jahren, an einem Donnerstagvormittag im Februar. Ich war auf dem Weg nach Bonn zum Kollegen Kohl, als ich vor dem Kölner Hauptbahnhof plötzlich von einer Gruppe leicht bekleideter und schwer betrunkener Damen umringt werde. Ich grüße freundlich zurück und möchte von ihnen wissen, wie sie es finden, mittlerweile schon so viele Rechte zu haben – es war 1985 und ich wusste, ich befand mich in einer Hochburg der deutschen Frauenbewegung, Frau Schweitzer schrieb ja hier ihre Zeitschrift (die schreibt sie hier heute immer noch).
Die Damen wollen aber lieber über etwas anderes sprechen: mein Alter. Auf 45 Jahre schätzen sie mich. Ich sehe sie erstaunt an, weil das zu diesem Zeitpunkt stimmt, obwohl ich fand, dass ich etwas jünger aussah. „Met Kääle en däm Aalder“, kreischen die Damen, „kenne mer uns us!“ Ich frage, warum sie denn so viel trinken und warum um Himmels willen diesen billigen Fusel. Es gebe doch so schöne Pfälzer Rieslinge und die machten keinen dicken Kopp. Gerade will ich ihnen die Brüderle-Regel : „Two glasses of wine a day keeps the doctor away!“ näher erläutern, geht jählings eine dieser Damen mit der Schere auf mich los. Die anderen gröhlen währenddessen Unflätiges. Anstatt mir beizuspringen, feuern sie ihre Geschlechtsgenossin an und geifern: „Avschneidä! Avschneidä! Avschneidä!“ Da packt die meine schöne neue Krawatte, die mir Hans-Dietrich Genscher beim Dreikönigstreffen in Stuttgart geschenkt hat, und schneidet den kurz unterm Knoten ab. So etwas Schlimmes habe ich mein Lebtag noch nicht erlebt.
Jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt. Denn es sollte noch schlimmer kommen: Besagte Dame hält den Krawattenstummel in die Höh und vollführt dabei herausfordernde Tanzbewegungen. Ihr Blick wandert auf meine Hose: „Do kanns ene Schinkenwoosch ooch ausfülle!“ Natürlich habe ich sofort meinen Mantel bis unten hin zugeknöpft. Aber das Grauen nimmt kein Ende: „Kumm, liehn mer ens di Schnüssche un gevv mer ens e Bützche!“ Ich wusste beim besten Willen nicht, was diese Dame jetzt noch von mir will. Da wippt sie ganz nah an mich heran und presst ihre grell bemalten Lippen auf meinen Mund!“ Ich habe mich so geekelt. Der Schlachtruf mit dem Bützche hat mich Jahre später noch in meinen Alpträumen dröhnend und peitschend verfolgt.
„Meine Damen“, sage ich, „ich kann ihre Tanzkarte nicht annehmen. Sie haben frei, ich aber habe einen Termin mit unserem Bundeskanzler. Das duldet keinen Aufschub. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.“
So habe ich mich gerade noch retten können vor diesem übersexualisierten Mob. Mit denen ein professionelles Gespräch zu führen, war überhaupt nicht möglich!
Hatte ich anfangs gedacht, solche Damen träfe man nur in Köln, musste ich wenige Jahre später leider feststellen, dass sie sich auch in meinem geliebten Meenz herumtreiben. Als Verkehrsminister von Rheinland-Pfalz habe ich alles, aber auch wirklich alles unternommen, diesem Missstand entgegenzuwirken. Es hat nichts genutzt. Nach fast vier Jahrzehnten aktiver politischer Arbeit fürchte ich, sagen zu müssen: Gegen die Damenwelt ist mann machtlos! Niemand kann mehr die Augen davor verschließen, dass sich hüben wie drüben immer mehr Damen rücksichtslos nehmen, was sie wollen.
Und dennoch, ich will nicht resignieren. Wir müssen handeln! Wenn wir jetzt nicht ein Stöckchen davor stecken, werden unsere Enkel bald die Welt nicht mehr verstehen. Mut macht mir das couragierte Auftreten unseres Entwicklungshilfeministers Dirk Niebel, der vor ein paar Tagen öffentlich beklagte, dass Männer sexuell belästigt werden und dass darüber nicht gesprochen werden dürfe: „Dass Männer belästigt werden, passt ja nicht zum Mainstream“, sagt er. Ja, er hat recht. Das passt nicht zum Mainstream!
Wir müssen endlich handeln! Es ist fünf vor zwölf! Wir müssen den Sexismus gegen Männer anprangern! Darum habe ich mich entschlossen, den Schleier des Totschweigens wegzureißen und Beispiel zu geben, was es heißt, Freiwild zu sein! Wir dürfen nicht länger schweigen!
Ihr Rainer Brüderle, MdB
PS: Alle Parteifreunde bitte ich, gegen die in letzter Zeit gehäuft vorkommenden Übersprühungen unseres Parteinamens durch ein hässliches "Fick Die Pappnasen!"
energisch vorzugehen. Mit allen Mitteln! Meinetwegen auch auf dem Rechtsweg.
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Britta Langhoff (Mittwoch, 06 Februar 2013 22:36)
Immer diese Jecken ....
da hat der Wulff im letzten Jahr alles gegeben und kurz vor den Zügen zurückgezogen und jetzt ist ein anderer Politiker, der ein Jahr danach von seiner jecken Vergangenheit eingeholt wird. Man blickt schon gar nicht mehr durch !
walk-the-line (Donnerstag, 07 Februar 2013 09:31)
Gibt es ein neues Murphy law für CDU-Politiker? Für sie ist Aschermittwoch immer schon ein bisschen früher?
holz (Donnerstag, 07 Februar 2013 18:59)
gefällt mir sehr gut