– Heute sprechen wir über ...
Tock-tock-tock (an der Hörsaaltür)
– Herein, wenn´s kein Schneider ist.
– Guten Tag. Verzeihen Sie bitte die Störung. Mein Zug hatte Verspätung.
– Kommen Sie herein. Nehmen Sie Platz. Sie haben noch nichts verpasst. Unser Zug rollt gerade erst los.
… Heute sprechen wir über die Störung. Ein schönes Beispiel für eine gut gemachte Störung hat der Zufall uns soeben zur Tür hereingebracht. Es enhält sämtliche Bestandteile, die für eine einwandfreie Störung kennzeichnend sind: Freundlichkeit, Abbitte, Causa und Klopfen, kurz: FACK. (Bitte notieren Sie sich das.):
a.) Liebenswürdigkeit ist das A und O einer mustergültigen Störung, sie ist das Schmiergeld, mit dem man in der Regel jeden Gestörten überzeugen kann. Gut gemacht, kann das mitunter so weit gehen, dass der Gestörte am Ende überzeugt ist, nichts lieber gewollt zu haben, als von diesem netten Menschen da gestört zu werden bzw. gestört worden zu sein. Also seien Sie nett! (Nee-nee, nett sind´se nämlich nicht alle!)
b.) Wegen Ihrer Störung sollten Sie sich mindestens einmal entschuldigen. Mindestens einmal. Ob Sie dies mit einem „Verzeihung“, „Tut-mir-leid“, „Pardon“ oder „Sorry“ machen, bleibt Ihnen überlassen. Verzichten sollten Sie jedoch auf ein „Mea culpa“. Im Rahmen einer normalen Störung wäre das so etwas, wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Sollten Sie jedoch tatsächlich mit einer Kanone bewaffnet jemanden stören und diese Störung missglückte aus irgendeinem Grund, könnte es von Vorteil sein, das „Mea culpa“ an der ein oder anderen Stelle anzubringen
c.) Wer stört, sollte immer einen Grund dafür benennen können, z.B. „Dies ist ein Banküberfall!“ oder „Ich wollte nur mal sehen, ob Sie noch arbeiten!“ Grundloses Stören ist nichts anderes als Tyrannisieren, ist stundenlanges Gequake mit dem Mobiltelefon in einem vollbesetzten Zugabteil.
d.) Neuere Benimmratgeber für den Büroalltag empfehlen, eine Sekretärin solle eher nicht anklopfen, wenn sie ein Meeting stören müsse, um ihrem Vorgesetzten ein wichtige Nachricht zu überbringen. Das Betreten des Raumes sei Störung genug und das Anklopfen nur eine zusätzliche Störung. Das mag man bei Meetings so halten, – allein, ich halte fest am altbewährten Grundsatz: Eine perfekte Störung beinhaltet vorheriges Anklopfen, immer und überall. Wer durch Klopfen auf sich aufmerksam macht, stellt sicher, dass der Gestörte vorgewarnt ist und verhindert, dass dieser sich gar zu Tode erschreckt, ein durchaus ernstzunehmendes Risiko, von dem Wilhelm Busch in den „Abenteuern eines Junggesellen“ Zeugnis gibt:
„Knarr! - da öffnet sich die Tür.
Wehe! Wer tritt da herfür!?
Madam Sauerbrot, die schein-
Tot gewesen, tritt herein.
Starr vor Schreck wird Sauerbrot,
Und nun ist er selber tot.“
Hätte die scheintote Madam Sauerbrot angeklopft, sich freundlich entschuldigt und erklärt: „Stell dir vor, ich bin gar nicht tot“, Herr Sauerbrot könnte heute noch leben, zwar nicht quietschvergnügt wie nach dem (vermeintlichen) Ableben der ungeliebten Gattin („Ewig hast du Nöckerei. Gott sei Dank, es ist vorbei!!“) – aber das ist ein anderes Thema.
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Der Erstleser (Sonntag, 02 Dezember 2012 16:19)
Die nicht zu verhindernde Störung:
Tock-tock-tock (an der Klassenzimmertür, die Tür wird umgehend aufgerissen)
- Darf ich mal stören?
- Nein !
(Störung perfekt ausgeführt).
Devorah Oates (Montag, 06 Februar 2017 05:26)
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