"Brockmann lehrt, wie man" ... salbadert

Neuesten Erkenntnissen zufolge meint der überwiegende Teil der Weltbevölkerung „salbadern“ bedeute, „ein Salzbad nehmen“. Ca. soundsoviel Prozent davon, sind der Überzeugung, es handele sich um ein Bad in Salzsäure, der Begriff stamme aus der Kriminalistik und bezeichne eine effiziente Tötungs- bzw. Leichen­entsorgungsart im Sinne des Ideals eines perfekten Verbrechens. Die Befragten ga­ben an, in den von ihnen gesehenen Fernsehserien über einen Ge­richtsmediziner resp. eine Gerichtsmedizinerin mindestens dreimal den Satz „Verdacht auf Salbadern“ bzw. „su­spicion of salbadering“ gehört zu haben.

Nicht zu unterschätzen ist der Anteil derer, die behaupteten, den Ausdruck „salbadern“ überhaupt nicht zu kennen und die trotz mehrfachen Nachfragens nicht von ihrer Behauptung abrücken wollten. Selbst ein Wechsel der Umfragemethode führte zu keinem anderen Ergebnis. Obwohl das ursprünglich gewählte direkte Inter­view durch einen 23fach randomisierten Fra­gebogen ersetzt wor­den war, blieben die Fragebogenausfüller bei ihrer Meinung, die sie durch ein entsprechendes Kreuzchen oder aber auch durch Eigen­kommentare, wie „Hatten wir in der Schule nicht!“, „Was soll der Quatsch!“, „Weiß keine Sau, braucht keine Sau!“ zum Ausdruck brachten.


Wie anders fällt das Ergebnis aus, wenn man den Blick zurück auf frühere Zeiten richtet, als das Wort noch großzügig und vertraut in allerlei Mündern und Schriften spazierengeführt wurde, manch große Dichter und Denker nicht müde wurden, gegen die Salbade­rey zu wettern, mitunter gar spezifisch nationale Neigungen in die­sem Zusammenhang glaubten ausmachen zu können, wie Herr von Platen mit seiner Feststellung, die deutsche „Nation saalba­dert so gern, saalbadert herab von der kanzel, saalbadert zu haus, saalba­dert sodann vor gericht, saalbadert im schauspiel!“ – Meint er das Baden in Sole? Meint er die Übeltat von Salzsäurebädern? Neinn­ein.


Die Rede ist von reichlich viel und langweilig Gesprochenem (oder Geschriebenem), mit wenig Esprit und Scharfsinn, dafür umso mehr falschem Pathos.


Wie es scheint, ist „salbadern“ zurückzufüh­ren auf einen Bader (Allroundtalent in einer Badestube: Sauna, Massagen, Zähnezie­hen, Bärt­escheren und Haareschneiden all inklusive ), der an einem Salzfluss bzw. in Jena tätig und wegen seiner Schwatzhaftigkeit ge­fürchtet war. Beim Einsalben redete er davon, dass und wie er gera­de einsalbte, beim Haareschneiden redete er davon, dass und wie er gerade die Haare schnitt, er machte hier und da ein (missglücktes) Scherzchen, gab sich bedeutsam und schwämte von seinen Wein­bergen. (Man stelle sich vor, Udo Walz, unaufhörlich schatzend und seinen Kun­dInnen von seiner Berliner Bar „Fasanen 37“ vor­schwärmend.)


Fehlt zu guter Letzt noch eine kleine Nuance, die dem Wort „salba­dern“ bis heute anhaftet, das ist: ein frömmelnder Unter- bzw. Oberton. Beim Salbadern geht es stets ein bisschen salbungsvoll zu, ein wenig feierlich und pastoral. Merke: „Salvator! Salvator!“


Recapitulatio und Conclusio: Man möchte meinen, „salbadern“ sei nur ein anderes Wort für „albern labern“ mit einem Hauch „Salva­tor!“





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