Seit gut einer Woche ist "Jenseits des Protokolls" auf dem Markt. Letzte Nacht gab es die 1000. "Rezension" auf der Amazon-Seite: "wow...bin ich jetzt der 1000. hier? cool...kenn das Buch net - will ich auch net...gähn!“, sagt ein Kai Doelling und vergibt vor lauter Begeisterung gleich fünf Sterne. Aber die machen den Kohl auch nicht fett. Die Gesamtbilanz fällt weiterhin so aus, wie keine Autorin sie gerne hätte.
Beim Stand (7:52 Uhr) von mittlerweile 1004 Kundenrezensionen ergibt sich folgendes Bild: 127x *****, 18 x ****, 25 x ***, 25 x **, 809 x *. In der Durchschnittswertung erhält das Buch unverändert anderthalb Sterne. Zwar steht es in den Unterkategorien „Biographie“ und „Politik & Geschichte“ weiterhin auf Platz 1, ist in der TOP 100 allerdings auf Platz 60 heruntergerutscht. Die Karawane zieht weiter. Shitstorms und Bashings richten sich derzeit mehr auf „Klick mich“ von Julia Schramm.
Wir hingegen richten unser Interesse nun auf „Die Gerüchte“ (Kapitel 13). Eigentlich geht es nur um ein Gerücht: das mit dem „Rotlichtmilieu“.
Wir müssen uns gar nicht lange damit befassen, denn das Gerücht ist wirklich nur ein Gerücht, und zwar eins, an dem nichts dran ist: „Ich habe nie als Escort-Lady gearbeitet. Das ist einfach absoluter Quatsch.“ Spitzfindige könnten jetzt mit einem „na gut, nicht als Escort-Lady, aber ...“ nachhaken. Doch das ist meine Sache nicht.
Es ist auch nicht meine Sache, mich in Mutmaßungen über die Kommunikation innerhalb der Familie Körner zu ergehen, kann aber ehrlich gesagt nicht recht nachvollziehen, wie das angeht, dass, obwohl man sich prima versteht, weder der Bruder noch die Eltern von Frau Wulff „je ein Wort über diese Anschuldigungen bezüglich meiner Person verloren haben.“ Draußen tobt ein Medienkrieg gegen Tochter und Schwester und drinnen sitzen alle gemütlich um den Küchentisch, als ob nichts wäre? Mh. Frau Wulff ist sich sicher, dass es für ihre „Familie so unvorstellbar und unbegreiflich ist, dass es für sie (die Familie, DB) zu etwas absolut Unaussprechlichem wird.“ Mh-mh.
Mich würde eigentlich nur noch folgendes interessieren:
Erstens, warum meldet sich die echte „Lady Victoria“ nicht endlich, oder eine Kollegin von ihr und klärt die ganze Sache auf? Dann wäre endlich Ruhe im Karton.
Zweitens, warum stehen die im vorherigen Kapitel aufgelisteten „Vorwürfe“, die Frau Wulff zu einem großen Teil zurückweist, eigentlich nicht hier unter „Gerüchte“? Ich meine, wenn nichts Wahres dran ist an ihnen, wären sie in diesem Kapitel doch viel besser aufgehoben.
Jetzt aber geschwind weiter zum nächsten Kapitel: „Die Medien“.
Es beginnt mit Frau Wulffs Outing als „Bild“-Leserin, frei nach dem Motto: Zwar alles ein bisschen bäh, but I like it.
Immerhin hat ihr das Bekenntnis zur „Bild“-Lektüre einst dazu verholfen, einen Studienplatz für Medienwissenschaften zu erhalten, sagt sie. Kann also nicht so schlecht sein, das Blatt zu lesen. Doch auch wenn einem durch das Studium der „Bild“ ein Studium der Medien ermöglicht wird, sollte man nicht verkennen, dass jenes Medium durchaus geneigt ist, sich seine eigene Meinung zu bilden, und auch wenn man mit Chefredakteur Diekmann gemeinsam zu Abend isst und frühstückt, sollte man nicht glauben, das käme einem Bad im Drachenblute gleich.
Schon gar nicht darf man voraussetzen, dass Herr Diekmann die Meinung von Frau Wulff teilt, die nämlich folgendes meint: „Und jemandem auf die Mailbox zu sprechen, ist ja quasi ein Gespräch, das nur zwischen zwei Menschen stattfindet.“ Diese Meinung teile ich übrigens auch nicht. Meine Mailbox ist nämlich kein Mensch. Das mag man bedauern oder auch nicht.
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Teller leer, alles aufgegessen! (Donnerstag, 20 September 2012 22:18)
Und dank Ihrer intelligenten Interpretationen nimmt das Rotlichtgerücht endlich wieder Fahrt auf. Freue mich auf die nächste Folge. Schönen Abend und bis morgen!
walk-the-line (Freitag, 21 September 2012 07:45)
@"Teller leer, alles aufgegessen": Brav, dann gibt´s ja prima Wetter. Könnte passieren, dass ich heute nicht liefere (aber nur vielleicht) - dann bitte keine Tellermine basteln.
Bestens
Doris Brockmann