Eigenartigerweise folgt das Kapitel über „Die Kinder“ von Frau Wulff nicht im Anschluss an das Kapitel über „Die Beziehung“, dem es inhaltlich entspräche, sondern erst ein Kapitel später, nach dem „Charity“-Kapitel. Ich glaube, der Grund hierfür liegt in dem, was anschließend folgt, und das ist die Auseinandersetzung mit den zentralen Themen, ausgehend von „Die Vorwürfe“ bis hin zu „Der Rücktritt“.
Wenn man gerade gelesen hat, wie schwierig für die beiden Kinder der Wechsel vom vertrauten Großburgwedel ins unbekannte Berlin und vom vergleichsweise „normalen“ Familienalltag in die fremde Alltagswelt als Familie des Bundespräsidenten war, ist man eher milde resp. mitleidig gestimmt beim anschließenden Lesen all der „Gerüchte“, „Vorwürfe“ und all der schlimmen Medienkampagnen, denen die Kleinfamilie Wulff ausgesetzt war. Ständig denkt man: Wie gemein das alles, ach, die armen Kinder. Kita- und Schulwechsel, Freunde und Verwandte nicht mehr in der Nähe, Eltern nur noch selten da – und plötzlich wird auch noch überall schlecht über Mama und Papa geredet. Da neigt man gleich viel eher dazu, die Vorwürfe mehr unter dem Verleumdungsaspekt zu betrachten und sich über die Unmenschlichkeit der Journaille aufzuregen.
Mit dem Lob der Kompetenz ihres Sohnes Leander im Umgang mit den Medien setzt Frau Wulff am Ende des Kapitels noch eins drauf: „Lange ist er (Leander, DB) davon ausgegangen, wie es eben leider auch etliche Erwachsene tun, dass alles, was er in einer Zeitung liest oder in den Fernsehnachrichten hört, die Wahrheit ist. Seitdem ich ihm erklärt habe, dass aber manchmal vielleicht nur ein Teil von dem stimmt, manchmal sogar alles falsche Behauptungen sind, ist er nachdenklich geworden.“
Da sind wir, die wir jetzt weiterlesen, ja schön vorbereitet. Wollen wir etwa hinter die Kompetenz eines Achtjährigen zurückfallen, zumal wenn auch noch gilt, dass „jeder (!, DB) Medienwissenschaftler seine Freude daran (hätte) zu beobachten und zu analysieren, wie sich Leanders Sichtweise auf die mediale Berichterstattung verändert hat.“?
Nein, nein, wir wollen wie dieser Achtjährige sein und auch nicht mehr alles glauben, was wir in einer Zeitung lesen oder in den Fernsehnachrichten hören! Und wir fangen sofort damit an. Helfen wird uns dabei das …
Kapitel 12 „Die Vorwürfe“
Mönsch, sind das viele. Die muss ich erstmal alle auflisten:
Buchfinanzierung und Anzeigenkampagne durch Masch
Privatkredit in Höhe von 500 000 Euro von Edith Geerkens
Wulffs Leugnung vor dem niedersächsischem Landtag, geschäftliche Beziehungen zu den Geerkens zu haben
Vorzugskonditionen bei der Kreditvergabe durch die BW-Bank
(Vor-?)Finanzierung von Sylt-Urlauben durch den Filmproduzenten Groenewold
Bürgschaftszusage des Landes Niedersachsen an Filmgesellschaft Groenewolds
Ferien bei befreundeten Geschäftsleuten (Mallorca/Maschmeyer; Miami/Geerkens)
Upgrade eines Urlaubsfluges durch den Chef von Air-Berlin
Arbeit im Rotlichtmilieu
Kleiderleihgaben/-Schenkungen von deutschen Modeherstellern
Verschleierung von Frau Wullfs fehlendem Studienabschluss
Bobby-Car-Schenkung
So viele Vorwürfe? Mönsch, die kann man doch gar nicht alle glauben. Und wie Frau Wulff die so schön als harmlos aufklärt. Mh. Also, ich glaube nicht mehr alles, was die Zeitungen und Fernsehnachrichten so verbreiten.
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Mal ehrlich... (Mittwoch, 19 September 2012 23:03)
... so langsam wollen Sie zum Ende kommen und lieber wieder was Eigenes schreiben, oder? Ich bewundere Ihr Durchhaltevermögen, sich so lange mit einem so langweiligen Buch zu befassen.
F.F.L. zine (Donnerstag, 20 September 2012 01:13)
Ich freue mich schon auf das Kapitel "Der Rücktritt".
Ist Unser absoluter Liebling.
Weiter so- wir freuen Uns schon auf Ihren nächsten Beitrag.
Greets from da boys
Doris Brockmann (Donnerstag, 20 September 2012 07:19)
Danke für die Rückmeldungen!
Ja, ich freu mich auch schon auf "das Ende".
Habe mir nun mal den Teller aufgefüllt, muss ich ihn auch leer essen ...
Bestens
Doris Brockmann
Tellergericht (Donnerstag, 20 September 2012 19:55)
...na, geht's gleich los? Kann es kaum erwarten! ;-)
Viele Grüße und bis später
walk-the-line (Donnerstag, 20 September 2012 21:50)
@Tellergericht: Hoffe, was lange währte, wurde - so wenn nicht gut, doch zumindest ein wenig - vergnüglich.
Bestens
Doris Brockmann