„Die Freunde“ im Kapitel 6 sind eigentlich „Die Freundinnen“. Denn abgesehen von Andreas („Er und ich sind ein Beispiel dafür, dass Männer und Frauen tatsächlich Freunde sein können.“) erfahren wir in diesem Kapitel ausschließlich etwas über Frau Wulffs beste Freundinnen, Josefine und Stephanie, mit denen sie seit der Schulzeit befreundet ist.
Ich glaube, wir erfahren hier am meisten über Frau Wulff selbst. Mehrmals erwähnt sie, dass beide Mitschülerinnen „anders waren als ich, sowohl optisch als auch vom Wesen her. Vielleicht spielte da unbewusst das Wissen mit, dass man sich nicht in die Quere kommt, dass man nur schwer verglichen werden kann, weil man viel zu unterschiedlich ist.“ Doch neben dem Konkurrenzproblem scheint etwas anderes entscheidender für die „Partnerwahl“ gewesen zu sein: „vor allem faszinierte mich dieses Andere und Neue.“
Was war dieses Andere und Neue? Fassen wir die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zusammen:
„eigenwillig“, „verschlossen“, „cool“, „geerdet“, „natürlich“, „autark“, „unabhängig“, „stark“, „kämpferisch“.
Mich erinnern diese Merkmale stark an die Zuschreibungen, die uns im Blick auf die ´öffentliche Bettina Wulff`` vertraut sind. Sollten diese Zuschreibungen etwas mit der Wirklichkeit der ´echten Bettina Wulff ` zu tun haben, wäre die Faszination des Fremden und Neuen von dem (tatsächlich in Erfüllung gegangenen) Wunsch getragen gewesen, so zu werden wie die anderen. Aber wer kennt schon ´die echte Bettina Wulff `?
(Die Buchautorin Bettina Wulff betont übrigens an mehreren Stellen, Christian Wulff sei in vielem anders als sie … Ich kann bereits Anzeichen einer Metamorphose bei ihm erkennen.)
Wer bei „Die Promis“ (Kapitel 7) Klönschnack in Sachen Maschmeyer, Ferres, Maffay, Kunze, Meine, et al. erwartet, wird enttäuscht. Es geht um Treffen mit „Michelle Obama auf der Ramstein Air Base“, es geht um die Hochzeiter Prinz Albert und Charlene, um den „Ehrenbotschafter von UNICEF“ Roger Moore, („ein toller Mann“), den türkischen Präsidenten Abdullah Gül und seine Frau Hayrünnisa („Hayrünnisa Gül und ich verstehen uns gut, trotz eines verschiedenen Glauben.“), Prinzessin Máxima („Prinzessin Máxima ist eine klasse Frau, wahnsinnig taff und sehr schlau.“) usw. usf., das übliche Alltagsgeschäft der obersten Repräsentanten des Staates.
Ach ja, da gab es natürlich auch noch das Treffen mit Papst Benedikt. Allerallerspätestens bei der Erwähnung seines Besuches in Berlin möchte man beim riva Verlag anrufen und ohne Umschweife losbrüllen, warum man Frau Wulffs Buch nicht lektoriert habe, nicht mal ein klitzekleines bisschen???
Alsdann: „Der Papst ist viel menschlicher, als ich es mir vorgestellt hatte. (…) Er (…) ist ein fast ganz normaler Mann, dem das Alter selbstverständlich langsam zu schaffen macht. (…) Sein ganzes Verhalten gab ihm die Menschlichkeit, die ich an einem Oberhaupt der Kirche sehen möchte.“
Ich verzichte auf weitere Highlights aus dem Promidasein der Bundespräsidentengattin Wulff, die sich doll begeistern kann für die Flugbereitschaft der Bundeswehr, in deren Flugzeugen ein Präsidentenpaar lecker essen, fernsehen und sogar duschen kann „hoch über den Wolken von einem Termin zum anderen.“
Ich kann nicht mehr.
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Michael (Sonntag, 16 September 2012 21:04)
Sehr geehrte Frau Brockmann,
ich danke für die verdienstvolle Arbeit, diesen Schmonzenz für mich zu lesen un die relevanten Inhalte auf die dafür mutmaßlich ausreichenden 5-10 Minuten zu komprimieren.
Ich habe ja mit einigen Genuss die "Autobiographie" von Dieter Bohlen gelesen. Ich befürchte, dass die Lektüre des von Ihnen zu bearbeiteten Machwerks weit weniger zum Schmunzeln animiert.
Vermutlich liegt das daran, dass sich Wulff und Maibaum ähnlich "kongenial" ergänzen wie Bohlen und Kessler (die alte Kodderschnauze).
Beides gruselig, aber nur in einem Fall unterhaltsam und, ja ich gebe es zu, durchaus lehrreich.
Vielen Dank (Montag, 17 September 2012 15:29)
... auch von mir! Trotz aller Komik, was wirklich erschüttert ist, dass vom Schlage BW/CW da draußen jede Menge rumlaufen.