Kur – Reha
Ich fahr zur Kur.
Genau genommen tu ich das aber nicht. Denn es heißt nicht mehr Kur, sondern “stationäre Leistung zur medizinischen Rehabilitation“ – so wie Raider jetzt Twix heißt. Und obwohl mich die
versicherungsdeutsch correct Speakers ständig korrigieren, mag ich einfach nicht Reha sagen. Ich bleibe bei Raider!
Vielleicht zeigt sich daran, dass ich tatsächlich älter bin, als ich immer dachte, aber man kann doch nicht jeden neumodischen Quatsch mitmachen.
„Kur“ – das hat so etwas Anheimelndes, da denke ich an große Seidenhüte, jugendstilige Heilwasser-Trinkhallen, Kafka, Settembrini, Madame Chauchat, Sissi, undsoweiter undsofort. „Kur“, da glaube ich noch, dass es mir danach besser gehen könnte.
Bei „Reha“ fühl ich mich wie frisch operiert oder verunfallt, oder als hätte man mir übel nachgeredet und dann steht morgens in der Zeitung: „Gegen-“, nein, „Richtigstellung: Doris Brockmann hat ihrem Sitznachbarn gar nicht sein Reiseei geklaut. Wie er jetzt zugab, hatte er es selber gegessen, dies aber wegen seines schlimmen Reisefiebers zunächst vergessen.“ Bei „Reha“ kann ich nicht an etwas kuschelig Wohltuendes denken. Da fallen mir nur so Sachen ein, wie kalter Maschinenraum, Sanitätshausinventar und kasernenhofharte Trainingseinheiten mit lautem: „Yes, Sir!/No, Sir!“
Und abgesehen davon: Muss es angesichts des versicherungstechnisch korrekten Twix jetzt etwa auch Rehakonzert, Rehaschatten, Rehapromenade, Rehakapelle, gar Rehapfuscher heißen???
Wie soll man sich da erholen?
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