10. März 2012
Hast du immer noch Rücken? Der Lebensmensch nickt und presst wie zur Bestätigung die Hand auf die Lende. Aber es ist doch Wochenende. Was soll das denn heißen? Na, dass jetzt Ruhe herrscht und kein Stress. Da fragt doch der Hexenschuss nicht nach, der hat kein Wochenende. Ach so, ja dann. Es ist nicht immer alles psychisch, ich habe einen Hexenschuss, einen ganz normalen Hexenschuss. Normal? Ja, normal wie jede andere Krankheit, die kommt und geht und in die man nicht etwas hineingeheimnissen muss.
Ich verzichte auf weitere Kommentare. Besser er kommt von alleine auf mögliche Zusammenhänge. Präsentiert man ihm eine Schlaumeierei auf dem Silbertablett plus Holzhammer, schaltet er eh gleich auf stur. Darum schalte ich jetzt einfach mal auf stur. Hat er schön Zeit, nachzudenken.
Auch der Hund hat auf stur geschaltet. Versteckt hinter dem Sofa glaubt er, dass der Kelch der Nasenfalten- und Ohrenreinigung an ihm vorübergeht. Sobald der Hund das Balistol-Fläschchen sieht, macht er sich unsichtbar. Das kann er ganz gut. Den ersten Preis für den besten Versteckspieler wird er jedoch nie im Leben gewinnen. Denn er vergisst jedesmal, sich gleichzeitig auch unhörbar zu machen. Ich gehe auf die lauten Atmengeräusche zu und fordere den Unsichtbaren auf, aus dem Versteck zu kommen. Der Unsichtbare bleibt unbewegt. Ich schaue über die Sofarückenlehne. Der eben noch Unsichtbare schaut frech zurück und schnauft. Vermutlich weiß er, dass ich mich nicht zum Hampel machen will und wegen seiner Körperpflege über die Lehne steigen oder das Sofa verschieben verschieben würde. Dafür weiß ich hingegen, dass er neugierig und ein Kontrollfreak ist. Ich gehe zur Haustür und klingele. Schon kommt er in den Flur gesprintet und wird auf der Stelle verarztet. Der Hund brummelt entrüstet, lässt die Prozedur aber über sich ergehen. Anschließend führt er einen kleinen Veitstanz auf, brummkreiselt und pustet, reibt mit dem Ohr auf dem Teppich und tippt mir schließlich mit der Pfote auf den Fuß. Friedensangebot. Es gibt ein Stückchen Käse – und alles ist wieder gut.
In den Themen der Woche im Deutschlandfunk sagt Nico Fried, Christian Wulff wirke seit seinem Rücktritt fast wie ein Fußabtreter der Nation. Aller Unmut gegenüber der politischen Klasse werde an im abreagiert. Und Wulff, überzeugt von seiner Unschuld, reagiere auf die Anwürfe, indem er nahezu trotzig all das für sich reklamiere, was einem unbescholtenen Bundespräsidenten zusteht: Ehrensold, Zapfenstreich, Mitarbeiterstab und Büro. Er möchte so demonstrieren, alles sei rechtmäßig und er anständig, erreiche damit jedoch genau das Gegenteil. Fried nennt es ein präsidiales Paradoxon: Da besteht einer auf seiner Unschuld und ringt um seine Würde - doch mit jeder Entscheidung kommt er anderen nur noch würdeloser vor. - Schön auf den Punkt gebracht.
Der Lebensmensch spült Gläser und fragt, was mir eigentlich zur Nierenkolik meines neuen Forschungsgegenstandes eingefallen sei. Mhm?? Na, da wirst du doch sicher auch schnell mal ne Deutung zur Hand gehabt haben. Wieso interessiert dich das? Nur mal so. Die Nieren gelten als Organ für Partnerschaft und Gleichgewicht. Huuuh. Ja, huuuh – Koliken sind der Versuch, Verhärtetes und Verklemmtes auszutreiben, etwas, das man lange festgehalten hat und zum Hindernis geworden ist, soll abgestoßen werden. Isjanding. Kannste mal sehen. Aber er hat die Kolik gekriegt, nachdem er zurückgetreten ist, da war doch schon alles abgestoßen, wozu dann noch das Symptom, ich meine, was sagen da die Psychosomaten? Kleine Zeitverzögerung möglicherweise, der Körper ist ja keine Maschine. Ach nee. Oder es liegt noch die Trennung von Bettina an. Das sind aber harte Schlüsse. Wieso – immerhin haben beide zum Großen Zapfenstreich eine neue Frisur gehabt. Was soll das denn jetzt?? Wenn du hin und wieder Frauenzeitschriften lesen würdest, wüsstest du, wovon ich spreche. Besser nicht – ich überlege übrigens auch, mir die Haare abschneiden zu lassen. Du willst was???! Haben wir ein Problem???
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